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Abgestempelt: Wie das Image Ihrer Firma Ihre Arbeitnehmermarke gefährden kann – und 5 Maßnahmen dagegen

Veröffentlicht: 11. Juli 2015Kategorien: Karriere und Beruf

Was assoziieren Sie, wenn Sie von Google als Arbeitgeber hören? Sie werden vermutlich an ein machtvolles, erfolgreiches Unternehmen denken, eine positive Arbeitgebermarke. An einen Gewinner. Was dagegen löst Karstadt in Ihnen aus? Oh ja, dieses Unternehmen hat es nicht geschafft. Es hat die Digitalisierung verschlafen. Es wurde regiert von unfähigen Managern, verscherbelt von einer Art Schießbudenfigur. Deutsche Bank? Ein unglaubwürdiges Managerduo hat gerade einen Scherbenhaufen und lauter desorientierte Mitarbeiter hinterlassen…

Nun stellen Sie sich vor, Mitarbeiter aus Unternehmen, die keine gute Arbeitgebermarke (mehr) haben, bewerben sich woanders. Sie tragen das Image mit, das positive wie das negative. Bei Insidern mit hoher Arbeitsmarkt-und Branchenkenntnis geht das sogar noch weiter. Dann bezieht sich das gute und schlechte Image auch auf einzelne Themen in den Unternehmen. Das heißt, die Gesamtmarke mag noch Okay sein, aber die bereichsbezogene ist unterirdisch. Lausige IT, schlechtes Marketing, veraltete HR… das alles zieht man dann hinter sich her wie einen Rattenschwanz.

Wer beispielsweise im Digitalbereich bei einer Firma gearbeitet hat, die als wenig innovativ gilt, wird deshalb oft schon vom Personalberater aussortiert. Dieser weiß: Mitarbeiter dieser Firmen will der Kunde nicht haben. Die Vorsortierung entlang von Images macht sich vor allem regional stark bemerkbar. So sind in Städten, in denen größere Unternehmen viel Personal abgebaut haben, auch viele Mitarbeiter dieser Unternehmen unterwegs und bewerben sich. Wenn etwas ein Namen aber oft gesehen wird, dann verliert er psychologisch an Wert. 10 Bewerber auf eine Stelle allein von Unternehmen X? Die Bewerber werden, ist das Image dieser Firma schlecht, vermutlich nicht berücksichtigt werden.

Beispielsweise haben bestimmte Zulieferer eines Flugzeugherstellers in Hamburg keinen guten Ruf, die technischen Mitarbeiter sind als zweit- oder drittklassig verschrien. Diese Bewerber bekommen überdurchschnittlich viele Absagen – wissen aber oft selbst nicht, warum. Vor allem nicht, wenn sich der schlechte Ruf der Firma erst in letzter Zeit ausgeprägt hat, zum Beispiel, weil das Unternehmen wichtige Trends verschlafen hat… was ein Mitarbeiter oft weniger wahrnimmt als die Außenwelt.

MarketingKurzum: Wer längere Zeit nur für einen Arbeitgeber gearbeitet hat, wird immer mehr mit der Marke des Arbeitgebers verschmelzen. Mit allen Konsequenzen. Was tun?

1. Den Ruf des Arbeitgebers mitverfolgen

Wenn Sie länger in einem Unternehmen arbeiten, befinden Sie sich in einem eigenen Kosmos. Sie bekommen nicht mehr mit, auf welchem Niveau Sie im Vergleich zu anderen liegen – zumal sich dieses Niveau in dynamischen Branchen sehr schnell ändert. Viele halten sich fest am Arbeitgeberimage der ersten Zeit, meist „der guten alten Zeit“. Die anderen Unternehmen in der eigenen Branche sind schon längst bei Design Thinking und agil oder sind sonst auf dem neuesten Stand?  Oft zieht das an einem vorbei. Man denkt, anderswo wäre es ähnlich wie bei einem selbst. Oft ist das nicht so.

Mein Tipp: Bleiben Sie immer im Gespräch mit anderen, beobachten Sie genau, was draußen passiert. Fragen Sie, was Menschen über Ihre Firma denken. Sprechen Sie Menschen, die den Markt kennen, besuchen Sie Veranstaltungen wie Barcamps, in denen Sie hautnah erleben, was Trends sind und wie weit andere sind.

2. Neutralisieren Sie Ihren Firmengeruch

Wenn Sie mehr als 6-8 Jahre in einem Unternehmen arbeiten, sind Sie in erster Linie der Mitarbeiter von X. Das kann gut sein, wenn X ein fortschrittliches, dynamisches Unternehmen ist, das nie den Anschluss verloren hat. Das ist nachteilig für Sie, wenn das Gegenteil der Fall ist.

Mein Tipp: Suchen Sie sich Projekte außerhalb der Firma. Verlassen Sie sich nicht nur auf die internen Weiterbildungen, in denen oft aktuelle Themen (bewusst!) ausgeklammert werden. Halten Sie die Nase raus, das ist der erste Schritt, um Negativ-Branding zu vermeiden.

3. Bauen Sie an heterogenen Netzwerken

Auch Mitarbeiter von Unternehmen mit schlechtem Image haben gute Mitarbeiter. Je mehr Netzwerke Sie nach außen haben, desto mehr Chancen bestehen auch, anderen zu zeigen, dass man mehr ist als ein Gewächs der Firma X, die mal viel Strahlkraft hatte, aber nun unter Insidern als Loosermarke gilt. Wer Sie persönlich kennt, wird eher für Sie eintreten.

Tipp: Sie sollten nicht nur Leute aus der eigenen Firma und Branche kennen, sondern bewusst heterogene Netzwerke aufbauen.

4. Schaffen Sie Ihre eigene Arbeitnehmermarke

Sie sind mehr als das Unternehmen, in dem Sie angestellt sind. Als Vertriebsinnendienstmitarbeiter brauchen Sie keine Arbeitnehmermarke, aber ab einer bestimmten Position in der Führungslaufbahn oder als Experte, sollten Sie auch an Marketing in eigener Sache denken.

Ein Beispiel: Ein Unternehmen hat ein schlechtes Image bei seiner Führungskultur. Bei Kununu zeigt sich das durch lauter schlechte Noten für Führung. Bewerben Sie sich als Manager, gelangen Sie so leicht unter den Generalverdacht der Inkompetenz. Vielleicht sind Sie aber jemand, der es geschafft hat, in seinem Team eine neue Führungskultur zu etablieren, weshalb man sie zum Projektleiter für ein neues Führungskräfteprogramm bestimmt hat? Tragen Sie diese Dinge nach außen, mindestens über die Bewerbung, aber durchaus auch über soziale Netzwerke.

Tipp: Wofür stehen Sie? Sorgen Sie dafür, dass es etwas erkennbar eigenes ist, das Sie vom Unternehmen unterscheidet, für das Sie arbeiten. Schaffen Sie sich ein Profil, das mehr ist als nur “Mitarbeiter von X”.

5. Verlassen Sie Unternehmen frühzeitig, die falsche Strategien umsetzen

Die meisten Menschen verändern sich ungern, wenn es irgendwo warm und bequem ist. Als Beraterin verstehe ich gut, dass man bleibt, wo es schön ist – und ein Jobwechsel ein Risiko ist. Aber ich muss eben auch warnen: Bleiben Sie nicht bei Unternehmen, deren strategische Entscheidungen unklug waren, die sich nicht so schnell wieder aufrappeln werden, die im Nebel stochern und von zweitklassigen Managern geführt werden… Es gibt Unternehmen, die können das Ruder auf Sicht einiger Jahre nicht mehr rumreißen. Sie als interner Mitarbeiter werden das spüren, wenn Sie sich nichts vormachen. Gehen Sie dann lieber, wenn Ihnen Ihr Lebenslauf wichtig ist, und Sie mehr von Ihrer Karriere wollen als nur ein Gehalt. Selbst wenn das mit Gehaltseinbußen verbunden ist.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

One Comment

  1. Sven 27. Dezember 2015 at 10:49 - Antworten

    Und was ist mit der Branche?

    Ich habe jetzt 14 Jahre in der Kernkraftbranche gearbeitet. Da die Kernkraft gefühlt einen sehr schlechten Ruf in Deutschland hat, hat man mir deshalb so viel abgesagt?

    Das Unternehmen ist aber allgemein in Deutschland unbekannt, obwohl es einzigartig ist, höchstens in der Branche.

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