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Feelgood-Manager – ein Job der Zukunft? Zu Gast beim ersten Meetup in Hamburg von GOODplace.org

Veröffentlicht: 26. Januar 2015Kategorien: Führung & Organisation

“Belegschafts-Bespaßer”, “Obstkorbauffüller” – zu diesen Jobbezeichnungen kommt man schnell, wenn man den sogenannten Feelgood-Manager googelt. Ist wirklich etwas dran? Im Namen des Karriereblogs von Svenja Hofert bin ich zu Gast beim ersten Feelgood-Manager Meetup in Hamburg, veranstaltet von GOODplace.org. Die Gründerin, Monika Kraus-Wildegger und ihr Team geben sich zuversichtlich, “es ist die Zukunft!”. (Lesen Sie hier, wie viele Feelgood-Manager es noch vor zwei Jahren waren.)
Früher selbst von einer schwierigen Work-Life-Balance umgeben, hat es sich Kraus-Wildegger mit ihrem Unternehmen GOODplace.org zur Aufgabe gemacht, den deutschen Arbeitsmarkt zu beleuchten und diejenigen Arbeitgeber hervorzubringen, die einen Wohlfühlfaktor beachten und damit gute Arbeitsatmosphäre bieten. Und genau dieser Wohlfühlfaktor steht im Fokus der Aufgaben eines Feelgood-Managers.

Fakten auf den Tisch – die echten Aufgaben

“Also ist es jetzt wirklich ein Obstkorbauffüller?” – frage ich mich anfangs. Die Antwort ist ein Jein. Abhängig von der Unternehmensgröße und dem Bedarf variieren die Aufgaben. Ein Feelgood-Manager steht grundsätzlich für die Gestaltung und die Bewahrung der Unternehmenskultur, die gerade in der Wachstumsphase eines Unternehmens an Beachtung verliert. “Ihre Aufgabe ist es, Strukturen aufzubauen, die ein Arbeitsumfeld entstehen lassen, in welchem sich die Mitarbeitenden wohlfühlen. So entsteht ein positives Arbeitsklima, das stressfreies, produktives Arbeiten fördert.” – das entnehme ich zusätzlich dem offiziellen Job-Profil zum Feelgood-Manager, entwickelt vom Frauenhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Kooperation mit GOODplace.org.

Mit diesen und ein paar weiteren Recherche-Impulsen begebe ich mich zum Meetup. Ob sich das Wissen bestätigen wird?

Ab ins Geschehen – das Meetup

Als Treffpunkt dient die Hamburger modern life school in der Innenstadt – “Ideen für’s Leben” steht hier auf den Fensterwänden geschrieben. Das Motto zum Abend? Das weiß ich noch nicht, aber dennoch signalisiert mir mein Unterbewusstsein damit irgendwie eine Nutzen-Erwartung an das Event.
Die kreative Mischung aus einem Tagungsort und einem Café verleiht dem Ort eine Art Startup-Atmosphäre. Poster, Aufkleber, Gegenstände, Plakate und Hängeschilder mit positiven Botschaften zieren die Wände und geben einem spürbar positive Energie. Und so beginnt der Abend auch: Nach einer kurzen Vorstellungen stärken wir uns alle und begeben uns in den Workshop-Raum.

Im Charakter einer komprimierten Methode des World-Café werden die dreizehn Teilnehmer in Gruppen ihrer Anfahrtsstrecke nach eingeordnet und tauschen sich anfangs noch im Plenum mit ein paar Einzelheiten zu ihren Jobs aus und sagen, was sie zum Meetup bewegt. Es ist interessant zu erfahren, dass bei weitem nicht jeder einen Job mit der Bezeichnung “Feelgood-Manager” hat, aber dessen Aufgaben wahrnimmt beziehungsweise künftig wahrnehmen wird/möchte. Hier wird klar, dass dieser Beruf noch lange keine “DIN-Norm” erreicht hat und sich in Deutschland klar in den Kinderschuhen befindet.

Zum Teil sind an der Runde nicht nur Feelgood-Manager beteiligt, sondern ebenfalls deren Geschäftsführer und Mitarbeiter von Beratungsunternehmen, welchen das Thema wichtig ist. Initiatoren könnte man sagen. Die Teilnehmer kommen zwar zum Großteil aus der Hamburger Umgebung, manche nehmen jedoch eine Reise von über 150 km auf sich. Da sich ein Flug verspätete, gesellte sich zum späteren Zeitpunkt noch eine Dame aus der Schweiz dazu.

“Warum sind Sie heute hier?”

Was bewegt die Teilnehmer nun zu dem Meetup? – Mehrfach fällt die Antwort “Erfahrungsaustausch” oder “Netzwerken”. Um es etwas genauer zu definieren fange ich Begründungen ein wie “Impulse und Hilfe für die Umsetzung von passenden Maßnahmen im eigenen Unternehmen” oder auch “frische Ideen” für Teilnehmer, die in ihrem Feelgood-Bereich erst am Anfang stehen. Ebenfalls auf der Wunschliste stehen noch das Finden von Leuten, die sich “intensiv mit dem Thema Feelgood-Management auseinandersetzen”, “Best-Practice” und das “Kennenlernen von Maßnahmen, die Graswurzelbewegung auslösen können”. Ich merke also spätestens hier: So einfach lebt es sich als angeblicher Bespaßer im Unternehmen nicht! Dieses Statement lässt sich von den Ergebnissen der Gruppenarbeit klar bestätigen:

Eine von insgesamt vier Fragestellungen für die Gruppen gibt einen Überblick dazu, mit welchen Themen sich die anwesenden Feelgood-Manager überwiegend beschäftigen. Zu den Bulletpoints auf den Flipcharts zählen u.a.:

  • individuelle Beratung/Coaching
  • Entwicklung Leitbild
  • Kulturentwicklung
  • Ausbau Sport- und Benefitprogramm
  • Feedback-Kanäle → Prozesse etablieren

Wenn man sich nach der Auflistung dieser keinen allzu anspruchslosen Aufgaben noch die Herausforderungen anschaut, die ebenfalls im Rahmen der Gruppenarbeit aufgeschrieben wurden, dann schließt sich der Kreis zum Job-Profil des Frauenhofer-Instituts. Ein Auszug der Ergebnisse:

  • Erwartungen der Mitarbeiter
  • Themensammlung
  • Initiierung von bereichsrelevanten Gesprächen
  • Kostenmanagement
  • Widerstände
  • Akzeptanz seitens der Geschäftsführung

Doch keine Sorge, es gibt auch eine Erfolgsbilanz der Teilnehmer. Auch wenn die Akzeptanz ein gewichtiger Punkt ist, gelang bereits vielen die Überwindung. Die Teilnehmer äußern, dass ihr Arbeitsbereich als wichtiger Bestandteil des Unternehmens akzeptiert wird und sie als Vertrauensperson wahrgenommen werden. Anhand der hohen Beteiligung an der Mitarbeiterumfrage spüren sie ebenfalls, dass das Thema nicht nur ihnen wichtig ist. Monika Kraus-Wildegger ergänzt diese Erfolgsresonanz mit dem Hinweis, dass “die Kultur und die Haltung der Geschäftsführung entscheidend sei. Mit reinen Zahlen im Kopf wird das Feelgood-Management nicht funktionieren!”.

Und wie geht’s weiter?

Feelgood-Manager Meetup Hamburg - Welche Art von Austausch wünschst Du Dir?

Die vierte und letzte Frage aus der Gruppenarbeit zielt auf die Optimierung des Meetups ab: Welche Art von Austausch wünschst Du Dir?” heißt es konkret. Mit Stichpunkten wie “Lernen aus Fehlern”, “Best-Practices”, “Erfahrungsaustausch” oder “Werkzeuge & Instrumente” erkenne ich mühelos, dass Austausch- und Lerneffekte im Vordergrund stehen werden.

Trotz der knappen aber für mich überraschend stabilen Zwei-Stunden-Agenda sammeln wir uns schließlich alle wieder im Café-Bereich. Die Ergebnisse werden im Plenum vorgestellt und erläutert. Monika lässt anschließend Raum dafür, bestimmte Herausforderungen einzelner Teilnehmer gemeinsam zu besprechen und eventuelle Lösungen herauszuarbeiten – aus meiner Sicht der interessanteste Part des Events, was auch die Teilnehmer im Nachhinein bestätigen. Aus Fragen entstehen hier anwendbare Hilfsstellungen und Anregungen für die eigene Arbeit – sehr effiziente Zeitnutzung.

Der Abend endet mit Blitzlichtern, die deutlich in Richtung einer gelungenen Auftaktveranstaltung gehen. “Die letzte halbe Stunde war klasse. Schade, dass es so schnell vorbei war!” höre ich von einem Teilnehmer. “Es hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich aufs nächste Mal – ich bin dabei” von einer anderen Teilnehmerin. Es wird ebenfalls mehrfach der Wunsch geäußert, in Zukunft mehr Fokus auf den Austausch zu setzen. Am 15. April kann man sich von dem optimierten Format als Teilnehmer überzeugen lassen. Dann geht das Meetup nämlich in eine neue Runde.

Fazit:

Angenehme Atmosphäre, passender Ort, wertschätzender Austausch, Nutzen-Erwartung klar erfüllt – das sind sicherlich die groben Stichpunkte. Speziell zum Schluss beim Erfahrungsaustausch habe ich das Bild vor den Augen, auf dem das Team von GOODplace.org die Rolle eines Feelgood-Managements für die teilnehmenden Feelgood-Manager einnimmt. Insofern ist es für alle eine Win-Win Situation.

Auf der anderen Seite wird mir jedoch auch klar, dass das Feelgood-Management vor allem mit der Messbarkeit zu kämpfen haben wird, sofern sich die Chefs nicht auf das Konzept einlassen. Es braucht aus meiner Sicht noch etwas Geduld und mehr Erfahrungswerte, um das klassische Credo “If you can’t count it, you can’t manage it” außer Kraft zu setzen. Deswegen wird die Etablierung von Feelgood-Management Bereichen immer zunächst mit einem Vertrauensvorschuss seitens der Chefetage gekoppelt sein. Lohnt es sich also hier zu investieren? Ausgehend von dem eingangs erwähnten Job-Profil denke ich, dass eine Antwort hier gar nicht notwendig ist – wir haben eine Unmenge an Daten dazu was passiert, wenn wir es nicht tun.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

2 Kommentare

  1. Jörg K. Unkrig 28. Januar 2015 at 11:40 - Antworten

    Management muss zukünftig viele Bereiche umfassen.
    Ich war begeistert von dem, was Bodo Jansen von der Hotelgruppe Uppstalsboom geleistet hat, als er feststellte, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (MA) nicht mehr hinter dem Unternehmen stehen (s. auch Homepage von Uppstalsboom-Unternehmen “der Weg”).
    Es geht darum nachhaltig MA zu motivieren.
    Aber man muss sehr darauf achten, dass die gesamte Unternehmenskultur stimmt.

    • Bartek Kreblewski 28. Januar 2015 at 17:32 - Antworten

      Danke für die interessante Quelle Jörg! “Corporate Happiness Beauftragter”, von den Aufgaben her ähnlich zum FG-Manager oder? Ach ja, positive Psychologie – ich wollte es erst noch im Blog erwähnen, dann aber doch nicht allzu sehr ausholen. Dank Dir hat das Thema doch noch einen Weg in den Beitrag gefunden 🙂 Beste Grüße!

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