Am Freitag habe ich auf Dastutmannicht.de der Autorin Margaret Heckel einen Rat gegeben. Eine Dame aus dem IT-Business fragte, was sie tun solle: Sie hätte eine Gründungsidee und sei überzeugt, ein erfolgreiches Unternehmen gründen zu können – der Mann war dagegen. Also: Gegen Widerstände durchziehen? Tut man das?

Das ist eine Frage, die mir ziemlich oft begegnet, deshalb greife ich die Antwort hier noch mal ausführlicher auf. Ich empfehle bei Uneinigkeit über den weiteren beruflichen Weg ein gemeinsames Coaching zur Klärung, denn ohne Konsens  funktioniert am Ende beides nicht: Geschäft und Ehe. Ich habe oft mit Gründern zu tun, die ihren ängstlicheren Partner ins Boot holen müssen – oft ist das die Ehefrau.

Die vertauschten Rollen  wie im Fallbeispiel sind aber auch nicht ungewöhnlich. Das Prinzip bleibt ohnehin gleich:  Wenn der eine will und der andere nicht, gilt es, den Partner zu überzeugen, das ist ein längerer Prozess. Erst einmal ist es ganz wichtig, dass im Coaching die Sorgen des Partners freigelegt und genau besprochen  werden. Es kann z.B. sehr gut sein, dass der Gründungswillige eine höhere Risikobereitschaft besitzt als der oder die andere. Je höher der Wert bei “emotionale Ruhe/ Stabilität”, z.B. im Reiss-Profil, desto eher überwiegen Sorgen den Blick auf Chancen.

Risikobereitschaft aber ist eine der grundlegende Eigenschaften für Selbstständige! Es gibt Studien, die belegen, dass risikobereitere Gründer (keine Waghalsigen!)  erfolgreicher sind. Wenn der Partner solche Dinge weiß und die Relevanz persönlicher Eigenschaften für den unternehmerischen Erfolg besser einschätzen kann, lässt er sich vielleicht davon überzeugen.

Und selbst wenn nicht: Zumindest wird er/sie tolerieren können, dass sich sein Partner für einen Weg entscheidet, der ihm selbst fremd, beängstigend oder unpassend erscheint.

Kompromisse helfen. Mit Kunden habe ich in partnerschaftlichen “Patt-Situationen” unterschiedliche Modelle ausgearbeitet, die ein “Matt” verhindern: beispielsweise die Gründungsidee anfangs nebenberuflich zu realisieren  und den Vollzeitjob auf 20 oder 30 Stunden herunterzuschrauben, was Firmen bei Fachpersonal meist zähneknirschend, aber dann  doch mitmachen. Es war auch öfter eine Lösung, dass der eine Partner dem anderen eine gewisse Frist für den Unternehmensaufbau zubilligte, die nicht zu kurz sein darf – anderthalb Jahre finde ich ein Minimum.

Doch gleich welcher Weg begangen wird – immer bleibt ein  Geheimrezept, einen sorgenvollen Partner  nicht allzuviele Details über eventuelle eigene Bedenken mitzuteilen. Denn wenn der gründende Partner seine Sorgen offen seinem ohnehin sorgenvollen Partner mitteilt, verstärkt das dessen Bedenken noch. In dieser Situation steht das dem Gründungserfolg im Weg, denn der ist selten ein Durchstarten ohne Rückschläge.

Das ist dann auch die Anforderung an den gründenden Partner: Einiges aushalten können und Ängste besser mit denen besprechen, die weniger nahe stehen und typische Unternehmersorgen verstehen können, z.B. weil sie selbst selbstständig sind. So bleibt der Blick auf die riesigen Chancen einer Gründung –  mehr Geld,  mehr Freiheit, Selbstbestimmung – frei und einigermaßen ungetrübt.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

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