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Wie Sie die Employer-Branding-Falle vermeiden und gute Arbeitgeber erkennen

Veröffentlicht: 14. April 2012Kategorien: Führung & Organisation

Sie wollen nicht irgendeinen Job, sondern einen guten. Gehen Sie den Tricks des Employer Brandings nicht auf den Leim. Employer Branding bedeutet, dass Arbeitgeber tolle Marken aufbauen, die nach außen viel versprechen, was sie innen leider oft nicht halten. Beeindruckende Webseiten, super(teure) Projekte und Messeauftritte – all das ist oft nur Kosmetik. Um falsche Entscheidungen zu vermeiden, gibt es eine wirksame Vorgehensweise in 4-Schritten. Ich nenne diese die “kleine Traumarbeitgeberanalytik“.

Copyright: Svenja Hofert

  1. Halten Sie die Ohren im Bekanntenkreis offen. Notieren Sie sich gute Namen und schlechte, wann immer sie diese hören, zumal wenn sie als Student in der Orientierungsphase sind. Ich persönlich führe mit meinem Unternehmen und Mitarbeitern eine rote (Vorsicht!) und grüne (alles klar!) Liste von Unternehmen in Hamburg und bundesweit, da wir über unsere Kunden viele Interna erfahren. Ich  bir realistisch genug zu wissen, dass es nirgendwo den Himmel gibt und alles sehr subjektiv ist – manches, zum Beispiel geballt schlechter Führungsstil, aber auch nicht. Meine Erfahrung sagt: Eine einzelne Stimme mag eine Ausnahme sein, mehrere, zumal aus einer Abteilung, sind es sicher nicht mehr.
  2. Recherchieren Sie auf einem Arbeitgeberbewertungsportal wie Kununu.com.  Betrachten Sie die Bewertungen  mit der nötigen Distanz: Wenn auf ein kleines Unternehmen auffällig viele Hohelieder gesungen werden, die zudem in einem nahe beieinander liegenden Zeitraum abgegeben worden sind, könnte der Geschäftsführer oder ein Abteilungsleiter dahinterstecken. Ich habe schon gehört, dass es Firmen gibt, die ihre Mitarbeiter mehr oder weniger offen darum bitten, hier Sterne zu verteilen. Bei größeren Unternehmen ist eine eher mittlere Bewertung typisch. Die Audi AG, aus der man eher selten interne Klagen hört, ist mittel bewertet. Und selbst das immer viel gelobte dm Drogeriemarkt, das von dem Grundeinkommen-Propagadisten Götz Werner gegründet wurde, schneidet unterm Strich nur mittel ab. Sie sehen bei Kununu aber schon einen großen Unterschied zwischen beiden Unternehmen, obwohl die Gesamtbewertung dicht beeinander liegt. Offensichtlich fühlen sich Bewerber bei dm sehr viel fairer und besser behandelt. Bei kleineren Unternehmen ist das Bild oft eindeutiger. Die Agentur Sitegeist ist als Mitarbeiterfreundlich und offen bekannt. Dies spiegelt sich klar in den Bewertungen, die sich über mehrere Jahre hinziehen, also offensichtlich nicht „erbeten“ sind.
  3. Recherchieren Sie bei Xing oder Linkedin.com. Eine nützliche, unterschätzte Funktion ist das „Funktion jetzt“ und das „Funktion zuvor“. Hier können Sie sehen, wie lange Mitarbeiter auf einer Funktion waren und eine hohe Fluktuation erkennen. Geben Sie einfach „Firma jetzt“ ein und „Firma zuvor“. Natürlich ist es normal, wenn Mitarbeiter Unternehmen verlassen, jedoch wird es auffällig, sofern viele Mitarbeiter immer nur kurz geblieben sind. Erst recht gilt das, wenn die folgende Position sehr stabil ist, es sich also nicht um einen Wechseltypen-Bewerber handelt. Auch mit „Position jetzt“ und „Position zuvor“ lässt sich gut arbeiten. Darüber können Sie ermitteln, wie leicht z.B. ein Wechsel innerhalb des Unternehmens war oder welche Positionen es überhaupt gibt.
  4. Suchen Sie zuletzt – auch bei Xing oder Linkedin – nach Personen, die unter Ihren Kontakten sind und Beziehungen zu dem jeweiligen Unternehmen haben. Fragen Sie, ob Sie etwas zu der Firma sagen können und z.B. auch wissen, ob derzeit gesucht wird. Wenn Sie keinen direkten Draht haben, sprechen Sie ein Xing-Mitglied an, dass sehr internetaktiv scheint (zu erkennen am Premiumprofil, am Aktivitätsindex (der grüne Balken) und an der Zahl der Kontakte.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

12 Kommentare

  1. Martin Salwiczek 14. April 2012 at 14:37 - Antworten

    Hallo Frau Hofert, ein sehr guter Ansatz. Vielleicht könnte man vor dem Punkt Mitarbeitetfluktuation noch den Punkt “Mitarbeitercheck” setzen. Über Xing oder LinkedIn gehe ich über die Unternehmenssuche und schaue mir die Profile der Mitarbeiter des Unternehmens an, die ein Xing-Profil haben. Diese analysiere ich nach verschiedenen Gesichtspunkten, z.B. Alter, Werdegang, Über-mich-Seite, Ich-Suche und Ich-biete. So kann ich viele Rückschlüsse auf das Unternehmen ziehen: Passe ich vom Alter her, von der Qualifikation? Entsprechen die Aufgabengebiete meinen Vorstellungen? Kann ich ggfs. etwas über Unternehmensstruktur, -kultur und -klima rauslesen? Es ist schon erstaunlich, wie viel man aus den Xing-Profilen der Mitarbeiter über ein Unternehmen rauslesen kann.

    • Svenja Hofert 16. April 2012 at 8:46 - Antworten

      klasse danke! Ich werde die Anregungen, die hier gekommen sind aufgreifen und meine Grafik und den Inhalt erweitern. Was für tolle Blog-Leser ich doch habe 🙂 LG Svenja Hofert

  2. Oh Je 14. April 2012 at 17:40 - Antworten

    Oh je, was für ein Unfug. Mit ganz dollen Buzzwords wie employerbranding werden Wolkenschlösser um Jobs aufgebaut. Mal eine Frage: arbeitet noch jemand?

  3. Johann 14. April 2012 at 18:27 - Antworten

    Nicht vergessen: Große Unternehmen sind oft sehr vielfältig, genauso wie ihre Abteilungen. Sicherlich stimmen dort die Hard Facts wie Gehalt, Kantine, Betriebsrente allerdings basiert das Soziale (das wirklich wichtige!) auf den Menschen mit denen man täglich zusammenarbeit. Was bringen die besten Bewertungen wenn man in eine Abteilung kommt in der man mit dem drum-herum nicht klarkommt.
    Daher sollte Ihre Antleitung um einen Schritt ergänzt werden: Beim Bewerbungsgespräch genau auf’s gegenüber achten! Ich habe vor meine Einstellung darauf bestanden zwei Stunden im Unternehmen verbingen zu dürfen. Dabei habe ich mich mit 5 Personen einfach mal unterhalten. Das hat mir extrem viel gebracht und ich kann es nur empfehlen.

    • Svenja Hofert 16. April 2012 at 8:42 - Antworten

      DANKE, das ist eine ganz hervorragende Ergänzung, die ich bei der nächsten Aktualisierung aufnehmen werde. Eine Probetag, fällt mir bei der Gelegenheit ein, ist auch eine prima Idee für beide Seiten. Danke fürs Mitdenken und herzliche Grüße Svenja Hofert

  4. Günter Flott 15. April 2012 at 10:34 - Antworten

    dassUnternehmen kununu-Bewertungen bei Ihren Mitarbeitern bestellen, kann auch rechtschaffene Gründe haben. Mir ist ein mittelständisches Unternehmen bekannt, dass dort mit wenigen aber vernichtenden Aussagen (von Ex-Mitarbeitern) gelistet ist. Dabei registrierte ich bei einem Unternehmensbesuch eine positive Atmosphärere , was einige persönliche Mitarbeitergespräche auch bestätigten. Es war dann meine Empfehlung an den Geschäftsführer, dass er doch seine Belegschaft darum bitten sollte, diese Amosphäre auch nach außen zu tragen und zu allererst das miese kununu-Image zu korrigieren.

    • Svenja Hofert 16. April 2012 at 8:38 - Antworten

      Klaro, da haben Sie ohne Frage recht. Man muss sich die einzelnen Bewertungen genau anschauen, um ein Bild zu bekommen. Aber seltsam ist es schon, wenn mehrere Mitarbeiter sehr sauer sind. Nicht einer, viele über einen längeren Zeitraum. Da stimmt sicher was nicht – kann aber natürlich, z.B. durch den Weggang einer Führugnskraft behoben sein. LG SH

  5. Lena 16. April 2012 at 13:17 - Antworten

    Sehr schöne Grafik, Danke dafür! Nicht nur für den festen Job, sondern auch für erste Karriereschritte ist das “Prüfen” des Arbeitgebers immer wichtiger. Vielleicht sind also auch Praktikumsbewertungsportale für Ihre Tipps interessant?

    Wir haben auf meinpraktikum.de heute eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass immernoch 40% der Praktika unbezahlt sind (http://www.meinpraktikum.de/praktikantenreport). Gerade in dem Fall ist es besonders wichtig rauszufinden, ob man in den Wochen und Monaten wenigstens Erfahrungen und Skills sammeln kann, wenn es schon an der Vergütung scheitert.

  6. […] Alltag aber ist der Hund als Luxus-Kind. Und wartet erst mal, liebe Arbeitgeber, die ihr euch “branden” müsst, wenn die Generation Y so richtig knapp […]

  7. […] halten Sie denn vom Employer Branding, an das sich gerade Großunternehmen mit viel Geld ranmachen, siehe Bertelsmanns Careerloft? Ist […]

  8. Torben 8. Oktober 2012 at 16:13 - Antworten

    Traumarbeitgeber-Analytik finde ich ne super Idee. Oft lassen sich negative Dinge an Unternehmen ja nur schwer fassen – sind eher so ein Bauchgefühl aus dem ersten Kontakt oder Bewerbungsgespräch. Ich finde total wichtig, dass man das aber trotzdem nicht einfach ignoriert.
    Wer ein paar Bewerbungen hinter sich hat, der lässt sich von den Hochglanz-Versprechen der Arbeitgeber hoffentlich eh nicht mehr blenden. Was zählt sind persönliche Erfahrungen und da habe ich neben Kununu auch noch den Arbeitgeber-Check gefunden. Unter http://bit.ly/R6RewZ
    gibt es frei recherchierte Infos und vor allem ein Forum. Da kann man Fragen zur Erfahrung von Mitarbeitern einzelner Unternehmen stellen und die antworten dann, wie das Arbeitsklima ist oder ob die Work-Life-Balance tatsächlich ne Rolle spielt.
    Von so Infos sollte es viel mehr geben.

  9. […] Sie wollen nicht irgendeinen Job, sondern einen guten. Gehen Sie den Tricks des Employer Brandings nicht auf den Leim. Employer Branding bedeutet, dass Arbeitgeber tolle Marken aufbauen, die nach außen viel versprechen, was sie innen leider oft nicht halten. Beeindruckende Webseiten, super(teure) Projekte und Messeauftritte – all das ist oft nur Kosmetik. Um falsche Entscheidungen zu vermeiden, gibt es eine wirksame Vorgehensweise in 4-Schritten. Ich nenne diese die “kleine Traumarbeitgeberanalytik“. weiterlesen […]

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