Die Suche nach Aufträgen hat viele Parallelen zur Partnersuche, und ist auch der Jobsuche nicht unähnlich. Möchte man eine Beziehung eingehen, ist niemand in Sicht. Und hat man einen Partner, locken Verführungen, an die man nie gedacht hat…. Sucht man einen Job ist keiner da, und hat meinen einen, fliegen die Angebote nur so rein (manchmal).

Malcolm Gladwell hat vor Jahren einen Bestseller über den Tipping Point geschrieben, den Punkt an dem ein viraler Effekt eintritt und etwas zum Trend wird. So einen Tipping Point gibt es nicht bei der Partner- und auch nicht bei der Jobsuche, aber es gibt ihn bei Gründungen. Irgendwann kann es sein, dass sich alle gleichzeitig melden, die man vorher so mühsam akquiriert und aktiviert hat.

Leider passiert das nie, wenn Sie darauf warten und niemals wenn Sie es gerade dringend brauchen. Nur wann? Und passiert überhaupt etwas? Das ist reichlich schwer einzuschätzen, ganz besonders bei Dienstleistungen, die sich nicht so „lean startup“-mäßig testen lassen (wie es dennoch geht beschreibe ich im „Das SlowGrow-Prinzip“) .  Da muss man bei bestimmten Themen einfach Überzeugungsarbeit leisten und einen langen Atem haben. Aber wie findet man die Balance zwischen zu schnellem Aufgaben und zu langem Festhalten? Ich versuche eine Abgrenzung – wann  das Aufgeben vielleicht wirklich eine gute Überlegung ist:

Emotionale Anzeichen

  • Sie haben keine Energie mehr. Auch zwei Wochen Auszeit ändern nichts.
  • Sie erledigen Ihre unternehmerischen Aufgaben nicht, und zwar über einen längeren Zeitraum.
  • Sie machen einfach so gut wie NIE, was Sie sich vorgenommen haben.
  • Bei keinem Thema bleiben Sie über einen längeren Zeitraum dran, nicht mal beim Twittern oder Facebooken.
  • Ihr Selbstbewusstsein hängt auf dem Boden und sie kriegen es nicht mehr hochgezogen.
  • Sie sind vom eigenen Produkt nicht überzeugt.
  • Sie zielen aufs Tor, aber schießen nicht.
  • Sie träumen von der Festanstellung oder/und einem sicheren Gehalt – wenn Sie überhaupt schlafen.

Anzeichen aus dem Bereich der Unternehmensentwicklung:

  • Nach einem halben Jahr konnte sich nicht mal jemand aus Ihrem Freundeskreis für Ihr Produkt erwärmen.
  • Erst recht ist niemand bereit zu zahlen, auch nicht bei einem kleinen Rabatt (geben Sie nie große).
  • Auch nach einem Jahr  tragen all Ihre Akquisen keine Früchte. Viele haben Interesse, aber keiner will kaufen (bitte prüfen, ob es an Ihrer Strategie UND ODER am Produkt UND ODER Ihrer mangelnden Hartnäckigkeit liegt).
  • Auch nach zwei Jahren hat Sie noch niemand aus Ihrem sonst  großen Netzwerk weiterempfohlen.
  • Nach drei Jahren ist kein früherer Kunde ein zweites Mal gekommen.

Finanzielle Anzeichen

  • Auch nach zwei, drei Jahren sind die Einkünfte nicht über dem Nebenjobniveau.
  • Die Kassen sind zum Zeitpunkt X leer. Da gibt es nichts. Auch keine Folgeaufträge und keinen Puffer.

Natürlich gibt es Situationen, in denen sich das Durchhalten und auch der Überwinden von 1000 Schweinehunden lohnt, zum Beispiel wenn Talent da ist, das sich in Festanstellungen schlecht fruchtbar machen ließe. Gebe zu: Das ist ordentlich schwer, das für sich zu ermitteln.

Jemand mit Talent, das in Festanstellungen vermutlich zu kurz käme, ist die Betreiberin des Twitteraccounts @rosereule, Alexandra Tobor, die witzige Posts schreibt, ein witziges Buch geschrieben hat und offensichtlich inzwischen auch als Podcastautorin Geld verdient. Tolle Frau, tolle Erfolgsgeschichte, vermutlich hat sie sich das über Jahre aufgebaut.  Vermutlich mit wenig/keinem Einkommen (siehe Finanzen-> ignoriert) und dem Durchalten-Weitermachen-Biss von Leuten, die in der Angestellten-Welt untergehen (und siehe zumindest eine Regel bei emotionalen Anzeichen->Dranbleiben erfüllt).

Und zwar obschon sie keinem Unternehmertyp entsprechen. Es sind oft Fälle von Internet-Prominenz, die unternehmerischen Regeln außer Kraft setzen. Zum Beispiel sind Internet-Prominente erfolgreich, eben WEIL sie neurotisch, eigenwillig, introvertiert oder/und etwas anderes in der Kategorie „anders“ sind. Und in solchen Fällen reicht es, wenn nur eins von Frau Hoferts Anzeichen Hoffnungsschimmern gibt: das Dranbleiben. Aufgrund des stärkeren Eigenwillens, vermute ich, geben diese Leute auch nicht so schnell auf. Was dann wieder doch eine unternehmerische Eigenschaft ist.

…und wenn Sie vielleicht doch nicht aufgeben und wachsen wollen: Buchen Sie unseren Kexpa-Selbstlernkurs Gründungs- oder Wachstumsprojekt.

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

2 Kommentare

  1. Klaus 25. August 2013 at 16:12 - Antworten

    Aus meiner eigenen Erfahrung und der meiner Kunden kann ich sagen das fast immer ein Frage ist ob man bereit aus Erfahrungen zu lernen.
    Höhen und Tiefen wird es gerade bei einem Dienstleister im Laufe der Selbstständigkeit immer wieder mal geben.
    Manchmal sind die Fehler aber relativ einfach:
    – Akquise ist eine Daueraufgabe und keine die ich nur dann mache bis ich wieder die nächsten Aufträge habe
    – Produkte und Dienstleistungen sollten regelmäßig auf den Prüfstand kommen und verbessert werden
    – Entwicklungen z.b. im gesetzlichen Bereich werden meistens mit einer Vorlaufzeit von einem Jahr bekannt gegeben – Beispiel Gründungszuschuss – agieren zum Zeitpunkt wo es noch möglich ist, statt jammern und anschließend nur noch zu reagieren.

    Und ja Biss und Durchaltevermögen braucht man sicherlich als Unterehmer.

    Klaus

  2. Monika Birkner 9. September 2013 at 20:01 - Antworten

    Liebe Frau Hofert,

    ein wichtiges Thema, gerade in den ersten Jahren der Selbstständigkeit, aber manchmal auch später. Was ich immer mal wieder feststelle und was fast schon paradox erscheint: In manchen Fällen ändert sich die Situation, wenn die Ziele höher gesteckt werden. Manchmal ist schlicht Langeweile bzw. Unterforderung im Spiel. Ich weiß, dass es paradox klingt, doch ich habe es schon mehrfach festgestellt.

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