Den DISG-Test habe ich in unterschiedlichen Varianten immer wieder gemacht. Jedesmal kam etwas anderes heraus, ich war mal mehr “I”, mal “S”, aber so viel “G” wie dieses Mal hatte ich niemals. Altersschwäche? 😉 Mein Grundstil laut dieser Variante ist jedoch „D“. Diese Veränderlichkeit der Ergebnisse spricht wohl nicht für Stabilität im Zeitverlauf. Allerdings ist der Test auch etwas anders konzipiert als die Varianten, die ich vorher kannte: Es geht um Kommunikations- und Arbeitsverhalten in Teams.

Der Reihe nach: Auf der Zukunft Personal war ich mit einer werten Kollegin unterwegs. Mich reizte ein Stand, auf dem der Test DISG mit auf den ersten Blick falschen Farben kombiniert war (aus meiner Sicht). D steht für dominant. Die passende Farbe dazu ist in Deutschland rot. I steht für „initiativ“ und war in früheren Tests grün, hier rot, S heißt „stetig“ und ist hier und auch sonst blau. In dieser Variante ist das „D“ grün, was farbpsychologisch vielleicht wirklich besser passt, denn Grün ist gleich Durchsetzung. Ich stellte mich auf das Modell, schritt zielgerichtet auf das „D“ und wurde gleich eingewickelt, den Test zusammen mit der Kollegin doch mal auszuprobieren. Für alle, die den Test noch nicht kennen, hier eine Übersicht über die wichtigsten Eigenschaften der vier Grundstile:

Das Besondere an Everything DISG®: Der Test wird in der Teamarbeit eingesetzt. Ziel ist es, den eigenen Arbeits- und Kommunikationsstil zu erkennen, den Stil der anderen zu verstehen, Synergien und Ergänzungen zu entdecken und dadurch die Zusammenarbeit zu stärken. Andere Teamtests sind das Team Management Rad von Margerison McCann sowie der Test von Meredith Belbin. Auch die Reiss Profile ermöglichen Partnerprofil-Vergleiche und sind damit in diesem Kontext einsetzbar.

Im Test, der etwa 20 Minuten dauerte, wurden arbeitsbezogene Fragen gestellt. Es ging – was ich im beruflichen Kontext als angenehm empfinde – mal nicht um die Frage, ob ich gern und häufig auf Parties gehe, sondern es wurde direkt nach Kontaktfreudigkeit gefragt.

Das Ergebnis ist entsprechend nicht überraschend, sondern leitet sich unmissverständlich aus den Antworten ab. Der Arbeitsstil wird in der Auswertung so auch treffend beschrieben; ich erlebte keine Überraschungen. Die Auswertung ist verständlich, nicht akademisch und durch die direkte Ansprache persönlich. Ich vermute aber, dass jemand mit Täuschungsabsicht , etwa im Rahmen eines Assessments, kein Problem hätte, das Ergebnis zu verfälschen. Da habe ich Tests gesehen, die sehr viel schwieriger zu durchschauen waren und einen mit der ständigen Wiederholung gleicher oder ähnlicher Fragen mürbe machen.

Der erste Satz in der Auswertung stimmt schon mal:

 

Und weiter ist es auch nicht verkehrt: Dass für mich ein Ergebnis sehr wichtig ist – oh, ja. Meine Motivatoren sind unter anderem Ideen umsetzen und Prozesse anstoßen, nur schnacken ist mir zu wenig.

Der Blick auf die Partnerauswertung, die sehr übersichtlich ist: Keine schlechte Kombi – auch meine Kollegin hält an Ideen fest, beide sind wir tatkräftig und umsetzungsstark. Meine Mitarbeiterin im Back Office sollte als ideale Ergänzung dagegen etwas mehr “Stetigkeit” mitbringen (und ungetestet: das tut sie auch).

Everything DISG® im Vergleich zu den Reiss Profilen®:

Das „D“ dürfte sich in einer grünen Macht niederschlagen sowie in „Unabhängigkeit“. „I“-Personen sind bei Reiss wohl teamorientiert, haben möglicherweise auch grüner Anerkennung. Ich habe in diesem Test vergleichsweise viel „G“ erzielt, also in der Gewissenhaftigkeit, während ich bei Reiss höhere Werte bei Flexibilität als bei „Ordnung“ habe. Zu vermuten ist, dass sich die rational-analytische „G-Haltung“ nicht so sehr in Ordnung, als vielmehr in mittleren oder niedrigen „Beziehungen“ bei Reiss niederschlägt, während jemand mit hoher Ordnung bei Reiss höhere Werte im „S“ haben könnte. Liest diesen Testbericht jemand, der vergleichende Studien dazu kennt – immer her damit.

Everything DISG® im Vergleich zum MBTI

Hier finde ich erst mal wenig Übereinstimmung. Mein „NT“ dürfte sich im „D“ und „G“ niederschlagen, ansonsten sind das zwei unterschiedliche Tests mit Aussagen, die sich eher ergänzen als überschneiden.

Everything DISG® im Vergleich zum Big5

Den Big5 in der von mir kürzlich bei den Kollegen von PI Company absolvierten Variante empfinde ich als differenzierter und ein wenig „akademischer“. Indes kommt der Arbeitsstil dort nicht so klar heraus, wie in diesem Test. Einstellungen und Denkweisen kommen hingegen mehr zum Tragen im Big5. Ich denke auch, dass man mit ihm differenzierter die Führungs- und Aufgabeneignung und die Passgenauigkeit zu Stellenprofilen erfassen kann.

Everything DISG® im Vergleich zu Margerison McCann

Das Team Management Rad ist ein  nettes Tool, das hilft einen Überblick über Teamrollen und Kompetenzen in einer Gruppe zu bekommen – aber so richtig aussagekräftig finde ich es nicht. Da ist der Meredith Belbin-Test interessanter, und auch für die Berufsorientierung perfekt einzusetzen. Das „D“ dürfte sich hier im Shaper niederschlagen, das „G“ im Monitor Evaluator oder Perfektionist. Das „I“ wird Teamplayer sein und vielleicht „Co-Ordinator“.

Fazit: Wem bringt Everything DISG® was?

Everything DISG® eignet sich gut für Teambuilding und Personalentwicklung, da die Fragen berufsbezogen sind und es  primär um den Arbeitsstil geht. Ich finde die Teamauswertung weitaus treffender und ansprechender als Margerison McCann, das eine ähnliche Funktion hat. Für die Personalauswahl scheint mir der BIG5 allerdings passender. Aber überall gilt: Jeder Test zeigt nur einen minimalen Ausschnitt, Personen können sich situationsbezogen sehr unterschiedlich verhalten. Deshalb geht es nicht ohne vertiefende Interviews und Auswertungsgespräche.

Der Test Everything DISG® wurde uns zur Verfügung gestellt von Voss Training, Lizenzpartner von Inscape Publishing und dem Center for Leadership Studies

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Über Svenja Hofert

Svenja Hofert ist vielfache Bestsellerautorin, die sich im deutschsprachigen Raum über mehr als ein Vierteljahrhundert ein hohes Renommee als Vordenkerin für das Thema Zukunft von Arbeit und Führung erworben hat. Ihr Motto "Zukunft der Arbeit mit Sinn und Verstand". Dieses Blog besteht seit 2006 und wird nur noch gelegentlich gepflegt. Folgen Sie der Autorin, indem Sie Ihren kostenlosen Newsletter Weiterdenken  abonnieren. Auf  Linkedin können Sie der Autorin ebenso folgen und erhalten 14tätig die Weiterdenken Essentials.

13 Kommentare

  1. Arne Breuer 19. Oktober 2012 at 15:33 - Antworten

    Den DISG halte ich für Augenwischerei. Die Ergebnisse und Typen sind so allgemein und mehrdeutig gehalten, dass sie nichts wirklich substantielles aussagen.
    Ein Blick in den Wikipedia-Eintrag sagt viel zum DISG, besonders der Abschnitt zur Seriosität und der Sternzeichenvergleich zeigen, wie wenig man diesem Instrument vertrauen kann http://bit.ly/T2RXLv

    • Svenja Hofert 19. Oktober 2012 at 15:52 - Antworten

      danke für die Ergänzung – es ist sicher ein Tool von vielen, was einem einen (von vielen möglichen) Aha-Effekten geben kann. Man sollte mit sich im Reinen sein, bevor man sich auf Tests einlässt. Wenn man das aber ist, kann es Spaß machen, weil sie sich dann auch von Ergebnissen abgrenzen können. Ein Mensch wird damit nicht annähernd beschrieben und man muss diesen wie andere Tests immer nur als kleinen Ausschnitt sehen. Die Persönlichkeit insgesamt ist deutlich komplexer. Ich kann zu dieser Version des DISGS aber sagen: Die Richtung stimmt, wenn es auch nur ein Aspekt ist. Aber dieser spiegelt sich auch in anderen Tests.

    • Meinhard Koroch 4. August 2014 at 10:43 - Antworten

      Wie setzen den DISG seit Jahren bei Eheseminaren und in der Paarberatung ein. Es ist immer wieder überwältigend, wie bei den Paaren ganze Kronleuchter angehen, wenn Sie diesen Test verstanden haben und dann viele ihrer Probleme selbst erklären und meistens auch Lösungsstrategien entwickeln können.

  2. Julia Voss 18. März 2013 at 17:57 - Antworten

    Vielen Dank. Der praxisorientierte Vergleich mit anderen Instrumenten ist sehr hilfreich.
    Das individuelle Profil ist bei Erwachsenen eigentlich stabil, aber natürlich verändert sich unser Verhalten mit der Zeit…oder unser Umfeld verändert sich: Zum einen entwickeln Menschen Ihre Verhaltensmuster ständig weiter, da sie durch ihr Umfeld regelmäßig zu Anpassungen “gezwungen” werden. Werden diese Anpassungen zu neuen Gewohnheiten, drückt sich das auch im Profil aus.
    Zum anderen messen wir unsere Präferenzen (im Selbsttest) immer im wahrgenommenen Verhältnis zu unserem Umfeld. Arbeitet eine Person
    – in einem sehr geordneten und qualitätsorientierten Umfeld,
    – mit Kollegen, die fokussiert zusammenarbeiten, aber wenig persönliches miteinander austauschen (hohes G),
    wird diese Person möglicherweise als Vielredner, ggf. als aufdringlich (weil zuviel persönliche Information) und chaotisch wahrgenommen (hohes i).
    Ändert die Person das Umfeld, z. B. durch Jobwechsel in ein anderes Unternehmen, wird sie in dem neuen Unternehmen möglicherweise als ruhig, strukturiert und einfühlsam wahrgenommen (hohes S). Die Person verhält sich wie bisher, nur der Vergleichsmaßstab (das Umfeld) hat sich verändert. Die neuen Kollegen haben höhere i-Anteile.

    Zu Herrn Breuer: “wikipedia sagt viel zu DiSG” – leider werden hier undifferenziert verschiedene Instrumente unterschiedlicher Anbieter unter der Marke DiSG besprochen – was an sich schon dem wissenschaftlichen Anspruch wiederspricht – und z. T. faktisch falsche Angaben und Interpretationen gemacht. Jeder Versuch, korrigierend einzuwirken, wird rückgängig gemacht. Es wird bei wikipedia nicht DiSG als Modell und die zugehörigen original Instrumente besprochen, sondern was Wollberg77 darunter versteht.
    Gerne stehe ich für klärende Fragen zur Verfügung.

    • Svenja Hofert 19. März 2013 at 9:12 - Antworten

      Hallo Frau Voss, dankesehr für die kompetente Ergänzung. Es gibt 100te Kurzversionen zu DISG. Der von Ihnen genutzt Test ist keiner, bei dem man einfach nur Begriffe zugeordnet werden, insofern hinkt der bei Wikipedia zitierte Astrologievergleich ganz sicher.
      LG Svenja Hofert

  3. Ursula 8. August 2013 at 10:45 - Antworten

    Sehr schöner Testbericht !

    LG Ursula

  4. Andreas Lehmann 25. November 2014 at 20:04 - Antworten

    Hallo, leider sind die Farben falsch zugeordnet. Mir erscheint das wichtig, da Farben viel über Typen aussagen.
    schöne Grüße

    • Svenja Hofert 26. November 2014 at 11:11 - Antworten

      Hallo Herr Lehmann, nein, sind sie nicht. Diese Version ist so. Da gibt es verschiedene. LG SH

  5. David Tatuljan 20. April 2016 at 0:55 - Antworten

    Ich stelle mir die Frage ob der Test, für einen selbst, nicht vom Lebenspartner ausgefüllt werden sollte?! Selbstverständlich kommen dabei andere Ergebnisse raus. Fairerweise muss nun beurteilt werden, wessen Wahrnehmung denn die “Wahre” ist. Natürlich gibt es eine Erklärung dafür warum, wer, wen wie wahrnimmt. Was ist wenn ich in der Situation der Wertende bin und aufgrund meiner subjektiven Wahrnehmung eine Fehleinschätzung habe? Endet das nicht negativ?

    • Svenja Hofert 24. April 2016 at 13:27 - Antworten

      ganz einfach: es gibt keine Wahrheit. Aus psychologischer Sicht ist entscheidend, was man selbst für möglich hält und wie man sich sieht. Deshalb ist das Selbstbild wichtig.

  6. Web Hosting 12. Mai 2017 at 12:21 - Antworten

    Der Amerikaner John G. Geier hat auf der Grundlage von der Arbeit von Marston das DISG Personlichkeits-Modell weiterentwickelt und verbreitet.

  7. […] veröffentlicht. Ich habe in diesem Blog in den Jahren darauf viele Tests besprochen, etwa den EverythingDISG, den Gallup StrengthFinder, die Big Five, Reiss Profile, Harrisson Assessments und das IE-Profil […]

  8. […] sich daher oft auf dem Niveau von Kaffeesatzleserei. Hier dazu zwei interessante Artikel: Von Svenja Hofert und von Christoph […]

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